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Trauerbegleitung

"Nur in der Tiefe der Seele, mit Hilfe jener Kraft, die stärker ist als alle Vernünftigkeit, kann Trost und Ruhe gefunden werden."

(Wilhelm Busch)

 
Abschied nehmen

Wir Menschen müssen uns im Leben oft verabschieden, meist fällt uns das gar nicht besonders auf. Das kann im ganz Kleinen sein - wenn es Tag wird verabschieden wir die Nacht und umgekehrt. Auch der Wechsel der Jahreszeiten birgt immer wieder Abschied und Neuanfang. An Silvester verabschieden wir das alte Jahr und begrüßen das neue.

Auch jede Lebensphase, in die wir eintreten, birgt Abschied. Bei der Geburt verlassen wir die schützende Höhle des Mutterleibes. Wenn wir in den Kindergarten kommen, verabschieden wir einen Lebensabschnitt, ebenso beim Schuleintritt, beim Wechsel auf eine weiterführende Schule, in der Pubertät, beim Übergang ins Berufsleben, bei jedem Wechsel des Arbeitsplatzes, in der Lebensmitte, wenn die Kinder das Haus verlassen und wenn wir in Rente gehen. Nicht immer fällt uns dabei das Loslassen und die Hinwendung zum Neuen leicht - oft kommt es beim Übergang zu Krisen. Hierzu kann es auch bei eigentlich erfreulichen Veränderungen kommen - z.B. wenn wir eine feste Beziehung eingehen, heiraten oder wenn wir Eltern werden, denn all das bedeutet Glück - aber eben auch Abschied von vielem was vorher war.

Besonders schmerzlich aber ist der Verlust wichtiger Menschen - Trennungen und Scheidungen führen deshalb sehr oft zu psychischen Problemen und Krisen bei den betroffenen Erwachsenen und Kindern.


Der Tod ist der größte Abschied den wir zu bewältigen haben

Der eigene bevorstehende Tod bedeutet Abschied nehmen vom eigenen Leben, vom eigenen Körper, bedeutet andere zurücklassen zu müssen. Der Tod einer nahe stehenden Person bedeutet Abschied nehmen von einem lieben Menschen, von einem oft langen gemeinsamen Weg, von Gewohnheiten, von all dem, was miteinander war und noch hätte sein können. Das ist Schwerstarbeit für die Seele und führt nicht selten zu größeren psychischen Problemen.

Ein Trauerprozess verläuft in 4 Phasen, die unterschiedlich lange andauern und sich auch überschneiden können.

  1. Erst wird der Verlust verleugnet, man will "es" nicht wahrhaben.
  2. Dann brechen die unterschiedlichsten Gefühle auf - nicht nur Verzweiflung, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit, sondern zum Beispiel auch Schuldgefühle, Scham, Wut und das Gefühl von Ungerechtigkeit. Der Körper reagiert ganz unterschiedlich - man isst viel zu viel oder gar nichts, kann überhaupt nicht schlafen oder will nur noch  schlafen, man kann sich nicht konzentrieren - auch Schwindel und andere körperlichen Symptome können auftreten.
  3. Suchen - Finden - sich trennen Der Verlorene wird "gesucht" (in Zimmern, an bestimmten Orten, in Briefen, Träumen). Der Verlust wird dabei immer realer. In dieser Phase ist es wichtig noch ungelöste Konflikte, die man mit dem Verlorenen hatte, aufzuarbeiten.
  4. Wiedererlangen des inneren Gleichgewichts, Wiederentdeckung von Lebensfreude, Entscheidung für das Leben


Dies sind aber nur ganz grobe Beschreibungen der Phasen. Jeder Mensch durchläuft sie anders, trauert ganz individuell und erlebt seinen ganz eigenen Prozess, der seine bestimmte Zeit braucht. Bei manchen Menschen sind es Wochen oder Monate bei anderen Jahre. Es gibt außerdem sehr viele verschiedene Faktoren, die die individuelle Art des Abschiednehmens beeinflussen. Die Persönlichkeit des trauernden Menschen spielt z.B. eine wichtige Rolle, seine eigene Geschichte wirkt sich aus - ebenso wie seine aktuellen Lebensumstände und auch sein Alter. Ein Kind trauert ganz anders als ein erwachsener Mensch, ein junger Erwachsener anders als eine Person mittleren oder höheren Alters. Relevant ist auch welche Bezugsperson verloren ging - sich von einem Elternteil zu verabschieden ist anders als von einem Lebenspartner, einem Freund, einem Kind oder einem Ungeborenen. Auch die Art und Weise, wie man jemanden verloren hat, wirkt sich auf den Trauerprozess aus. War der Tod eine Folge von Alter oder Krankheit, war Gewalt die Ursache (z.B. Krieg, Verbrechen), war es ein Unfall oder hat der Verstorbene sich selbst getötet? Kam der Tod plötzlich und unerwartet oder ging ein langes Leiden voraus?

Leider wird der Tod in unserer Gesellschaft oft verdrängt, wichtige Rituale fehlen. Manche Menschen meiden Trauernde - das hat verschiedene Gründe - vielen macht die Konfrontation mit der Endgültigkeit des Verlusts und mit dem damit verbundenen Schmerz große Angst. Auch Gedanken an die eigene Endlichkeit drängen sich auf und wirken verstörend. Oft fühlen sich die anderen einfach hilflos und wissen nicht was sie sagen oder tun sollen. Aus Angst etwas falsch zu machen, tun sie lieber gar nichts. Der Trauernde fühlt sich allein gelassen. Immer wieder leidet er aber auch unter den "guten" Ratschlägen oder gar Vorwürfen, die er von manchen Mitmenschen zu hören bekommt.

Viele Trauernde versuchen sich in ihrer schmerzlichen Situation abzulenken, stürzen sich in Arbeit oder greifen zu Alkohol, Medikamenten oder Drogen. Dies ist jedoch keine hilfreiche Strategie um die Wunden wirklich heilen zu lassen und führt auf lange Sicht nur zu zusätzlichen Problemen.

Eine therapeutische Trauerbegleitung kann Ihnen helfen den Verlust, den Sie erlitten haben,anzunehmen, ihn angemessen zu betrauern, sich auf Ihre ganz persönliche Art und in Ihrem ganz eigenen Tempo zu verabschieden und sich gegen Ende dieses Prozess wieder neu für das Leben zu öffnen. Therapie kann Ihren Verlust zwar nicht schmälern, kann Ihr Leid nicht "wegmachen" oder es Ihnen "abnehmen". Niemand kann Ihnen den Weg durch das Tal der Trauer ersparen. Aber Therapie bietet Ihnen ein sicheres Geländer, an dem Sie sich unterwegs Schritt für Schritt festhalten können.

Die therapeutischen Sitzungen finden zu vereinbarten Terminen im "geschützten Raum" statt. Alles, was in Ihnen vorgeht, darf ausgesprochen werden, für alle Gefühle ist Raum. Sie werden die Erfahrung machen, wie erleichternd es sich anfühlt, "echt" zu sein, sich zeigen zu dürfen mit dem, was ist - ohne Angst davor, eine Zumutung zu sein oder den anderen zu überfordern. Sprechen Sie, weinen Sie, schweigen Sie, lachen Sie … was auch immer ansteht, darf sein. Es ist Platz für Gefühle und Gedanken, für Erinnerungen und Ausblicke. Und es ist Raum für wichtige Rituale damit Sie heilsam Abschied nehmen und sich wieder neu aufs Leben einlassen können.

Wenn Sie nicht sprechen können oder wollen, weil Ihnen einfach die Worte für das "Unbeschreibliche" fehlen, Sie sich aber trotzdem ausdrücken und Ihrem Inneren eine Gestalt geben möchten, bietet das therapeutische Sandspiel eine wunderbare Alternative zum Gespräch.

 

Hier ein Gestaltungsbeispiel zum Thema "Abschied":